Samstag, 29. Juni 2024 im Musiksaal des Musikwissenschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln
Symposium "Sounds & Structure in Language and Music" #3
Celebrating Clarence Barlow
Musiksaal des Musikwissenschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln
29. Juni 2024, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln (Anreise zum Musiksaal)
Klarenz Barlow war ein führender Protagonist der algorithmischen Komposition und Pionier im Einsatz des Computers in der musikalischen Komposition und angrenzenden Bereichen. Anlässlich seines ersten Todestages knüpft das dritte Symposium zu Sounds & Structure in Language and Music in Köln in Kooperation mit dem ligeti zentrum Hamburg an die Auftaktveranstaltung im Jahr 2016 an und beleuchtet musikalische und theoretische Aspekte von Barlows vielseitigem Schaffen als Komponist, interdisziplinärer Forscher, Autor und Softwareentwickler. In zwei Konzerten kommen instrumentale und elektronische Werke aus unterschiedlichen Schaffensphasen zur Aufführung. Zwei Symposien widmen sich einer Reihe künstlerischer und wissenschaftlicher Aspekte von Barlows Schaffen und es werden persönliche Einblicke in Barlows Leben und Lehre geboten. In Köln werden vornehmlich Fragen der Strukturbildung und Kombinatorik aus linguistischer und musikwissenschaftlicher Perspektive besprochen. Außerdem geht es um interpretatorische Herausforderungen in Barlows Werken. In Hamburg liegt der Schwerpunkt auf klanglichen, musiktheoretischen und kompositorischen Aspekten.
14:00-18:15 UhrSymposium: Sounds and Structure in Language and Music III
Masahiro Miwa: Bericht an Klarenz Barlow
Ich berichte an Klarenz Barlow in Form einer Erläuterung meiner Aktivitäten in Japan nach meiner „deutschen Periode“ als Komponist von 1979 bis 1996, die ihm nicht direkt bekannt ist. Denn gerade diese „deutsche Periode“, die ich mit ihm verbracht habe, hat es mir ermöglicht, meine kreative Tätigkeit in Japan fortzusetzen. Daher werde ich erläutern, wie ich von ihm inspiriert wurde und wie ich in Japan weiter komponiert habe.
Masahiro Miwa, 1958 in Tokio geboren, zog 1978 nach Deutschland, studierte Komposition an der Akademie der Künste Berlin und an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Er veröffentlichte seit den 1980er Jahren zahlreiche Werke, die unter Verwendung algorithmischer Kompositionsmethoden entstanden. Er ist Professor an der Kyoto University of the Arts und emeritierter Professor am Institute of Advanced Media Arts and Sciences (IAMAS).
Kristi Becker & Lucia Mense: Persönliche Einblicke in die Zusammenarbeit mit Clarence Barlow
Kristi Becker und Lucia Mense erläutern die Perspektive der Aufführenden: Sie geben Einblicke in die Herausforderungen der Partituren, in die Kooperation mit Klarenz Barlow beim Einstudieren der Werke und in interessante Metamorphosen seiner Kompositionen.
Kristi Becker studierte Klavier bei Jean Abramson, James Avery und Carl Seemann und ist seit langem konzertierend und bei zahlreichen Rundfunk- und CD-Produktionen aktiv. Aus Kooperationen mit Komponisten in Amerika, Europa und Asien entstanden viele Werke eigens für sie. Sie unterrichtete an der Hochschule für Musik in Detmold und war Gründungsmitglied und Pianistin des Ensemble Köln.
Die Blockflötistin Lucia Mense konzertiert als Solistin und als Mitglied verschiedener Ensembles (u.a. Scordatura Amsterdam, Lunyala Trio und Simon-Rummel-Ensemble). Ihr Instrumentarium umfasst moderne Flötentypen wie Helder Flöten, Paetzold Groß- und Kontrabass-Blockflöten. Uraufführungen, Konzertreisen in Europa, Asien und den USA sowie Rundfunk- und CD-Produktionen.
Aria Adli & Roman Pfeifer: Grammatische Strukturen hörbar machen. Sonifikation als Methode zur Exploration von Sprachregister
Julian Rohrhuber: Vom Sinn ungesättigter Bedeutung. Überlegungen zu Sonifikation und epistemischen Medien
Epistemische Handlungen können sich nur zum Teil auf Sinn stützen: Erst im Lauf der Untersuchung bildet sich eine Situation, in der klar wird, was eigentlich gemeint gewesen war. In epistemischen Medien spielt daher der Umgang mit Leerstellen eine besondere Rolle – sie machen es möglich, dass auch Grundbestandteile nachträglich Bedeutung vermitteln können. Anhand einiger Beispiele aus der Sonifikation erörtere ich diesen Gedanken zwischen empirischer, logischer und ästhetischer Forschung.
Julian Rohrhuber, Prof. für Musikinformatik und Medientheorie, leitet das Fach "Epistemische Medien", das Studierende aller Disziplinen zusammenbringt, um eine Forschung vor der Unterscheidung zwischen Kunst und Wissenschaft zu ermöglichen, forscht u.a. zu Abstraktion und algorithmischer Akustik.
Rie Asano & Uwe Seifert: Komparative Erforschung von Sprache und Musik aus kognitiv-biologischen Perspektiven
In diesem Vortrag wird die aktuelle Forschung zur Beziehung zwischen Sprache und Musik aus kognitiv-biologischen Perspektiven diskutiert. Zunächst wird der Gegenstandsbereich der Sprache-Musik-Forschung charakterisiert, die super linguistics skizziert und auf Kompositionalität und Kombinatorialität der Bereiche Sprache und Musik eingegangen. Anschließend wird auf das Problem der Bereichspezifität neuronaler Verarbeitungsmechanismen für hierarchische Strukturen näher eingegangen, die neural reuse theory als ein Lösungsvorschlag vorgestellt und die Implikationen für die Evolution von Musik und Sprache im Kontext der biologischen Forschungen zur Gen-Kultur-Koevolution diskutiert.
Rie Asano ist Mitglied der Forschungsgruppe "Neurocognition of Music and Language" des Max-Planck-Instituts für Empirische Ästhetik in Frankfurt am Main und der Advanced Comprehensive Research Organization der Teikyo University in Tokyo, Japan.
Uwe Seifert ist Professor i. R. für Musikwissenschaft an der Universität zu Köln. Er geht der Frage "Quid sit musica?" nach, indem er in einem komparativ-biologischen, grundlagentheoretisch-komputationalen Forschungsrahmen der Kognitiven Musikwissenschaft die menschliche Musikfähigkeit untersucht.
Panel: Kompositionalität und Kombinatorik in Musik und Sprache
20:00 Uhr
Konzert: Kompositionen von Klarenz Barlow
Piano: Kristi Becker
Blockflöte: Lucia Mense
Bass-Saxophon: Frank Timpe
Klangregie: Bernd Härpfer
Elektronik: Roman Pfeifer
Ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftlichen Institut an der Universität zu Köln und dem ligeti zentrum Hamburg, gefördert durch den Musikfonds e.V. und die Kunststiftung NRW